Aufgewühlt

Kurze Einleitung: Ja. Man darf andere Therapeuten neben dem Therapeuten haben.

50 Minuten und wir sind so unendlich durch. Jahre war es her. In Sekunden war im Inneren diese Zeit weggewischt. Sofort in Themen eingestiegen. In schwierige Themen. Beziehung. Sich auf Menschen einlassen. Sexualität. Nähe.

Wildes durcheinander im Inneren. Durcheinander zu den besprochenen Themen und noch viel mehr zum Kontakt überhaupt. Also den Kontakt zur Therapeutin.

Schwierig bei Inhalten zu bleiben. Immer wieder beiseite schieben von jungen Auch-Ichs. Speziell einer. Derjenigen, die damals so sehr in den Kontakt mit dieser Psychologin gegangen ist. Ein sehr verletztes Auch – Ich. Eines das sehr unter den Jahren des „verschwunden sein“ dieser Therapeutin gelitten hat.

Ja, ich/wir hätten sie lassen können. Heute, in den Kontakt, mit ihren Gefühlen, ihren Fragezeichen. Mit dem Schmerz und auch der Wut und dem Gefühl, sie sei im Stich gelassen worden und der Verwirrung im jetzt, dass diese Therapeutin nun doch wieder da ist.

Aber das haben wir nicht. Aus gutem Grund. So sehr das innerlich brennt… oder gerade dann. Es ist niemals schlau, jemanden der so verletzt ist und verletzlich vorauslaufen zu lassen. Voraus in einen (zwar bekannten) trotzdem neuen Kontakt.

Eiserne Innenregel. Sowas übernehmen die, mit wenig Emotionen. Lage checken. Wie hoch ist die Gefahr. Welches Risiko auf Verletzung besteht usw. Ist das Gegenüber jetzt wirklich vertrauenswürdig. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit das sie wieder verschwindet. Einfach nüchterne Betrachtung. Das ist wichtig. Auch wenn es im Innen noch so drängt.

Jetzt ist nach dem Gespräch und ich merke wie wir alle (im übertragenen Sinne) an uns runter schauen. „Noch alles dran?“ „keine schweren Schäden. Wir beäugen uns gegenseitig. Schauen ob wir noch richtig sortiert sind.

Was wir alle sind, ist müde. Unendlich müde und schlecht sortiert. Gedanken und Gefühle im Inneren im Ping Pong. Keiner bekommt es gerade wieder gestoppt.

Ich kann von mir sprechen, ich bin echt fix und fertig. Denken ist eine zähe Masse. Mein Herz schlägt wie verrückt. Ich höre welche auf mich einreden, bin aber zu erschöpft um die Worte zu verstehen. Heute nicht mehr. Bitte.

Alle die, die daran gehindert worden sind aktiv am Gespräch teilzunehmen, sich zu zeigen und die Ihre eigenen Themen und auch einfach den Wunsch nach Kontakt hatten diskutieren wild.

Ich wusste nicht was das Gespräch mit uns machen würde, aber ich habe geahnt, dass es genau so nachwirken würde. Gut das heute nichts mehr anliegt. Wir können einfach hier liegen und das Innere Chaos Chaos sein lassen.

Tja, viele Worte geschrieben und nicht wirklich ausgedrückt, wie überwältigend (im Positiven) sich das gerade anfühlt und nicht gesagt, dass neben den Themen, viel viel größer das Gefühl ist, wie gerne wir die Psychologin mögen und wie warm es sich anfühlt, wenn sie uns anlächelt und so sehr empathisch und wohlgesonnen ist, dass es weh tut.

Es ist schön das sie wieder da ist. Denkt es und schämt sich für diese Gefühle.

„Schwäche!“ brüllt es mich an.

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Bedürfnisse und Sehnsucht

Im außen liegen wir scheinbar apathisch herum. Im Innen ist jede Menge Bewegung. Wie eigentlich voraus zu sehen war, hat der Kontakt mit der Therapeutin das Innen nach außen gekrempelt. An vielen Stellen.

Angefangen mit Rahmenbedingungen. Eigentlich war eine festgelegte Zahl an Videoterminen von ihr angeboten. Es begann dann damit, dass sie anschließend aber gleich zwei Termine im wochenabstand vereinbaren wollte. Auf der einen Seite irritiert, gleichzeitig aber auch froh, weil könnte hilfreich sein. Es war eine lange Zeit vergangen, seit sie verschwunden war und mit Nachwirkungen und Verwirrungen nach neuem Kontakt habe ich fest gerechnet.

Also ok. Zwei Termine vereinbart.

Zum Ende des Gesprächs ging es dann darum, dass wir einfach entscheiden, ob der zweite Termin benötigt wird oder vom Abstand zu kurz. Sie lässt ihn geblockt und wir können einfach Bescheid sagen.

Irritation und Überforderung meldet sich, aber gut, wir sagten ok.

Sie gab den Ausblick das wir dann einfach so weiter verfahren. Wir entscheiden über Bedarf und sie schaut, wann sie einen Termin möglich machen kann. Gingen dann aber auch nicht immer sofort.

So richtig kann ich damit nichts anfangen. Sofort, sehr schwammig und definitiv nicht das, was vorher angeboten wurde. Versteht mich nicht falsch. Es ist ein tolles Angebot, nur führt es zu Überforderung. Besser wäre der feste Rahmen, als Vorgabe.

Warum? Weil sich von dieser Therapeutin vorallem verletzliche, „bedürftige“ auch Ich’s angesprochen fühlen. Weil diese Frau starke Sehsucht weckt. Sehnsucht, weil sie so emphatisch ist, offen zugewandt und einfach herzlich. Da kommt ein Schwall von Wünschen, einfach nur im Kontakt mit ihr zu sein. (Ich hab echt Schwierigkeiten auszudrücken was ich sagen will, weil eher unbekanntes Gebiet für mich, Gefühlslagen, für die ich niemals Wörter gelernt habe, weil, ja weil gefährlich, unerwünscht etc.)

Und weil das so „gefährliche“ Gefühlsbereiche sind, waren und werden sie in der Regel im Inneren mit höchster Disziplin weg gemacht. Also sie fallen in die Kategorie: werden angetriggert, überschwemmen einen total, werden dann dissoziiert. Fertig.

Es gibt keine Erfahrung damit und somit keine Selbstregulation. Es gibt nur an oder aus.

Klar. Ziel ist, dass zu lernen. Zu dosieren. Einen Umgang zu finden. Aktuell ist es aber eine reine Überforderung. Ich kann den Kontaktwunsch nicht selber regulieren.

Und weil ich das nicht kann, bekomme ich Angst. Angst zu überfordern. Angst, dass wir ihr komplett zu viel werden, Angst das sie wieder verschwindet (wobei das nicht der Grund für das frühere Kontaktende war!).

Und wir enden in einer gefühlten Ausweglosigkeit. Es endet, wie es immer endet. Sehnsucht und Bedürftigkeit sind ekelhaft, machen schwach.

Abwertung, Selbstgeiselung aber keine Lösung. Gefühle an, Gefühle aus.

Alles wie immer.

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Darf man das?

Ich fühle mich wie ein Verbrecher. Nein. Ich habe nicht wirklich etwas Illegales getan. Nur zufällig herausgefunden, dass andere Auch-Ichs den Kontakt zur früheren Kliniktherapeutin (die gar nicht mehr in der Klinik arbeitet) wieder hergestellt haben. Und ihr eigenes Ding machen.

Und ich kämpfte in den letzten Therapiestunden mit meinem Therapeuten um jedes Wort, dass ich sprechen wollte, weil ich ein inneres Sprechverbot wahrnahm, ohne den Sinn zu verstehen.

Tada hier ist also der Grund. Sie wollten es verheimlichen!

Und nun? Sag ich’s dem Therapeuten? Ich komme mir bescheuert vor, aber irgendwie fühlt es sich wie Verrat an. Außerdem finde ich es ätzend das ich ein Problem mit etwas habe, was ich im Grunde gar nicht beeinflussen kann. Ja klar, Auch Ich’s, also im Prinzip auch meine Mitverantwortung.

Realität ist aber, ich war nicht daran beteiligt und wenn ich dagegen bin, dann wird das ganze 100 Prozent außerhalb meiner Wahrnehmung weiter laufen. Macht noch weniger Sinn, weil ich dann nicht weiß was im Kontakt zu der Therapeutin passiert und ständig nur rätseln kann, sofern mich irgendwelche Auswirkungen ebenfalls betreffen.

Andererseits wäre Nichtwissen schön, dann hätte ich keinen Konflikt damit ob man andere Therapeuten neben dem Therapeuten haben darf 😵‍💫

Argumente sind übrigens das sie genauso wie ich einen Anspruch darauf haben, sich Ihr Gegenüber selbst auszusuchen. Stimmt. Ich bezweifle aber das das Gesundheitssystem auf solche Problematiken vorbereitet ist.

Ich war es nicht.

Und ich hab auch keine Ahnung ob mein Gefühl das irgendwas daran falsch ist, wirklich bedeutet, dass etwas falsch ist oder ob es daran liegt, dass „Geheimnisse“ in meinem Leben immer schlechte Geheimnisse waren. Und mal wieder stelle ich fest, dass mir ein korrekt funktionierender Gefühlskompass fehlt. Zuviel Gefühlsverdrehungen erlebt…

Baut sich mein Inneres gerade eine Bühne für irgendein „altes“ Drama? Gibt es gar kein Drama? Entsteht der Konflikt in mir gar nicht weil es meiner ist, sondern hängt vielleicht mit der ziemlich vorhersehbaren Reaktion meines Therapeuten zusammen?

Ich habe keine Ahnung und finde es erschreckend wie sehr ich mir selber misstraue und wie schnell es mich zerschießt…

Ich kann nichtmal richtig nachvollziehen warum den Auch-Ich’s der Kontakt zu der Therapeutin so wichtig ist. Es ist irgendwas auf der Gefühlsebene, was mir entgeht und was ich nicht begreife. Es gibt keine schlüssigen Argumente, irgendwelche greifbaren oder besonderen Qualifikationen. Nichts womit ich was anfangen kann.

Nur Gefühle

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Traumaschleife

Tja, wie anfangen… in den letzten Tagen erwischte mich ein ziemliches Gefühls-Chaos und ich habe Schwierigkeiten es zu sortieren oder gar zu verstehen.

Ich fühle mich überfordert.

Es beginnt mit einem Arbeitskollegen. Wir begegnen uns eigentlich immer nur in der Pause. Plaudern ein bißchen und gehen unserer Wege.

Zugegeben, eigentlich begegnen wir uns nur aufgrund meiner Unachtsamkeit häufig in der Pause. Denn eigentlich gehe ich diesem Kollegen seit mindestens zwei Jahren aus dem Weg. Und das einzig und allein aus purer Vermeidung. Ich finde ihn anziehend und nett. Er bringt mich (ohne das er konkretes tut) durcheinander. Meine wackelige berufliche Stabilität kommt ins Wanken. Es gibt klare Regeln im Inneren, wer den beruflichen Alltag gestaltet und wer niemals nicht und unter gar keinen Umständen dort aufzutauchen hat. Das Konzept ist gut, erfordert aber viel Kraftanstrengung und ist ja auch auf absolute Funktionalität ausgelegt.

Und weil dieses Konzept vor zwei Jahren noch weniger etabliert war, ging ich ihm aus dem Weg. Aus den Augen, aus dem Sinn…

Warum genau ich nachlässig wurde. Ich fühlte mich sehr sicher in unseren Abläufen und unseren Absprachen im Inneren was die Arbeit angeht. Wer sich nicht bewegt, der spürt auch seine Fesseln nicht. Da kann man schon mal meinen, alles ist easy.

Und irgendwie ist es lange an mir vorbei gegangen, dass die Gespräche mit diesem Kollegen immer persönlicher geworden sind. Das ich mich gefreut habe, wenn er zeitgleich Pause machte. Vorallem ist an mir vorbei gegangen, dass die von mir empfundene Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht. Letzte Woche wurde das wenig subtil deutlich gemacht. So konkret, dass sogar ich es gerafft habe.

Gefühlsmäßig hat mich das ins Chaos gestürzt. Plötzlich kam der Wunsch auf sich auf diesen Kontakt einzulassen. Sehnsucht danach. Darauf folgte gleich Panik. Ich habe aus lebensgeschichtlichen Gründen einen Hang mich von Narzissten angezogen zu fühlen. Also fischte ich in der Suppe der unterschiedlichsten Gefühle und der Meinungen in meinem Inneren nach Anhaltspunkten. Geht es darum? Wird irgendwas altes angetriggert? Bring ich uns hier gerade in Schwierigkeiten?

Und ich weiß es einfach nicht! Ich fühle mich verwirrt. Ich habe Herzklopfen etc. Tja, dass kann ganz „normales“ verliebt sein bedeuten. Dummerweise macht aber eine nahe Bedrohung exakt die selben Symptome. Inklusive sexueller Erregung, weil es nämlich in meinem gestörten Gehirn so verknüpft ist!

Ziemlich beschämt fühlte ich mich, als ich dem Herrn Therapeuten meine Lage schilderte. Wie ich den Mann beschrieb. Wiedergab was er sagt und wie und mir eine Einschätzung meines Therapeuten erhoffte. Bescheuert! Er hat ja keine Glaskugel. Abgesehen davon das meine Wahrnehmung ohnehin selektiv ist. Ich bin sehr getrennt von dem was andere Auch-Ich’s wahrnehmen oder auch konkret tun. Zeitverlust lässt grüßen. Und die anderen reden meist nicht mit unserem Therapeuten. Zumindest nicht die, auf die es da gerade ankommt.

Und heute macht es mich unendlich traurig. Traurig das ich nicht unterscheiden kann, ob mich ein Mensch positiv anzieht oder ob ich mich angezogen fühle, weil es mich in eine vertraute Opferposition bringt. Ich bin traurig, weil ich einen anderen Menschen sofort auf Täter untersuche und somit ja gleich etwas ziemlich übles unterstell. Ich bin traurig, weil ich Angst habe und weil ich diese Gefühlsverwirrung gerade mal ein paar Tage aushalten konnte.

Denn dann kam meine Vertraute, die Dissoziation (eigentlich sind es in Wahrheit andere Auch-Ich’s die aktiv eingreifen und abschalten) und hat (zumindest für mich wahrnehmbar) einfach alle Gefühle ausgeschaltet. (Ja, ja. Ich weiß, Schutzfunktion und so. Bin ich denn wirkliche so labil?)

„Unnötiger Quatsch. Stört den Alltag. Stört das Funktionieren. Machen wir weg.“ Im Moment erinnere ich die Gefühle und Gedanken noch und deshalb schreibe ich sie auf.

In der Regel erfolgt nämlich auf das Abschalten sehr schnell das Vergessen.

Und dann kommt die nächste Angst. Werde nur ich als Alltagsperson von diesen Vorgängen ausgeschlossen? Gehen andere womöglich in diesen Kontakt? Andere, konkret diejenigen bei denen Angst, Gewalt, Demütigung und Sexualität zusammen kommen. Diejenigen die alte, vertraute Situationen schaffen, auch mit einem Gegenüber das das gar nicht will, sondern in diese Konstruktion von uns eingebaut wird. Ich habe Angst vor Kontrollverlust. Kontrollverlust in meinem am besten und am sichersten strukturierten und Halt gebenden Lebensbereich: Der Arbeit.

Gleichzeitig verurteile ich mich. Was mache ich da gerade für ein Drama? Es geht doch nicht gleich immer um Leben und Tod!

Leben und Tod. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Herzlich Willkommen in der Traumaschleife.

Wie komme ich raus?

Oft lese ich erstaunt von anderen Betroffenen, die in Beziehungen sind. Hattet ihr solches Inneres Chaos nicht? Wie habt ihr gewusst das ihr nicht auf dem Weg in destruktives gewesen seid? Hattet ihr nicht das Bedürfnis hysterisch kreischend weg zu rennen?

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Die schwere psychische Erkrankung

Macht es möglich. So landete die erste Impfdosis des Herstellers BioNTech in meinem Arm.

Als bekennender Panik-Hypochonder eine Herausforderung. Morgens um viertel vor acht kam die SMS Impftermine um 8:30Uhr. In Sekunden Herzrasen, was mein Gehirn dankenswerterweise sogleich mit Dissoziation ausglich. Mit Wattegefühl und ganz weit weg von mir machte ich mich auf den Weg zum Impfzentrum.

Während ich in der Warteschlange zur Anmeldung stand konnte ich trotz starker Dissoziation sehr, sehr klar die Atmosphäre im Impfzentrum wahrnehmen und die war so erstaunlich positiv, ruhig, ja beruhigend. Die Hoffnung und Erleichterung, die alle Menschen dort ausstrahlten war gefühlt mit den Händen greifbar. Das hatte ich so nicht erwartet!

Dann ging es weiter zum Unterlagen ausfüllen und eh ich mich versah, saß ich schon vor der Ärztin und bekam die Injektion.

Ich hätte erwartet, erstmal mit Panikattacke zu reagieren, hab ich doch schon Angst ein einfaches, mehrfach eingenommenes Antibiotika zu nehmen. Erstaunlicherweise war es aber nicht, wie erwartet.

Ich nahm im „Beobachtungsraum“ Platz und horchte vorsichtig in mich hinein. Die große Panik kam aber nicht. Stattdessen überdeckte die Erleichterung endlich eine Impfdosis ergattert zu haben, die Aussicht nicht mehr ständig Angst vor einer Ansteckung zu haben, die ewige Furcht, Corona könnte mich mit ganz realer (nicht Panikattacken-) Atemnot erwischen, jede andere Gefühlsregung in meinem Inneren.

Ich wartete dann noch 20 Minuten ob allergische Reaktionen auftreten und verließ dann das Impfzentrum.

Wieder zuhause hatte ich eine kurze Phase mit klappernden Zähnen. Kann man jetzt als Impfreaktion betrachten, ich persönlich halte es jedoch eher für eine psychische Abreaktion. Dauerte ein paar Minuten und das war’s.

Und „das war’s“ trifft es. Denn abgesehen von 2 Tagen Muskelkater im Arm war das meine einzige wahrnehmbare Reaktion auf die Impfung. Auch in Folge keine Panikattacken oder Ähnliches auf jedes Zwicken im Körper, wie es beim Panik-Hypochonder ja das tägliche Geschäft ist 😉

Ich persönlich glaube, die unglaublich tolle Atmosphäre im Impfzentrum hat einen großen Beitrag zum nicht panisch werden geleistet hat.

Was sicher auch eine Rolle spielt, ist der Dauerzustand von Angst, den die Corona-Pandemie seit über einem Jahr hochgehalten hat (berechtigt oder nicht, medial verursacht oder politisch, sei an der Stelle mal egal). Subjektiv habe ich mich durchgehend in einem Gefühl von Bedrohung befunden. Ohnmächtig, Machtlos. Noch machtloser als der Impfstoff zwar da war, aber man nicht die Möglichkeit hatte, ihn zu bekommen. Schwer aushaltbar war/ist für mich auch, mich nicht ausschließlich selber schützen zu können, sonder darauf angewiesen zu sein, das eine Gesamtgesellschaftliche Leistung erforderlich ist. Habe ich ja die handfeste Erfahrung im Gepäck, dass die Gesellschaft mich nicht vor Schaden schützen konnte…

All das fiel zu großen Teilen (Ja, Impfung biete keinen vollständigen Schutz, erste Impfung sowieso nicht etc.) unmittelbar nach der Injektion von der Seele.

Selten so bewusst den Moment wahrgenommen, wo ein Gefühl von Ohnmacht und ausgeliefert sein, sich auflöst!

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Und immer wieder Corona

Vorab: Es geht in meinem Beitrag in keinster Weise darum eine Einordnung von richtig oder falsch (sofern es das hier überhaupt gibt) in Bezug auf Maßnahmen oder Haltungen bezüglich dem Coronavirus vorzunehmen. Es geht ausnahmslos um meine ( hier auch Einzel-Ich und nicht Gesamt-Ich) persönlichen Gefühle und Grenzen.

Es geht wieder los. Die Zahlen der positiv Getesteten steigen. Die Mahnungen aus der Politik werden immer eindringlicher. Die Beschränkungen schärfer. Die Diskussionen hitziger, um nicht zu sagen aggressiv. Auf allen Seiten.

Es ist kein Geheimnis, ich befürworte die getroffenen Maßnahmen und hätte sie mir schon eher und vielleicht auch strikter gewünscht.

Es ist nachvollziehbar, dass alle Seiten immer lauter und zorniger werden, glaubt doch jeder an die Haltung die er vertritt. Ich verzweifle an den hartnäckigen Verharmlosern und die wiederum verzweifeln an Menschen wie mir. Den Mahnenden und Vorsichtigen.

Niemand kann dem gerade entkommen. Jeder hat eine Haltung und jeder ist mit der gegenteiligen Meinung konfrontiert. Ich diskutiere nicht und ich gebe mir allergrößte Mühe, jede andere Haltung zu tolerieren, auch entgegen meinem starken inneren Impuls, weglaufen zu wollen. Da wir am Ende nicht nur alle im gleichen Boot sitzen, sondern ganz gegenwärtig auch im gleichen Büro. Aber es macht müde und hilflos. Es gibt keine wirklich für alle gute Lösung und so langsam geht mir die Kraft aus. Denn was ebenfalls nicht funktioniert, ist, dass die Einen einfach ihr Leben leben und keine Regeln beachten müssen und die anderen sich selbst schützen.

Dafür gibt es zu viel Schnittstellen im Alltag. Wir können nicht vormittags alle die gegen sämtliche Maßnahmen sind ihr Leben leben lassen, arbeiten, einkaufen, Alltag gestalten und nachmittags diejenigen, die vorsichtig sein wollen. Auch wenn das ne schöne Lösung wäre.

Ebensowenig machen die Parolen Sinn, wer Angst vor Corona hat, der soll halt zu Hause bleiben. Sind wir doch ehrlich, auch dann kommt unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft zum Erliegen und zwar unkontrolliert! Ich würde dazu mal eine (gewagte)These aufstellen: Die eher zur Vorsicht neigenden und kontaktbegrenzende Maßnahmen Befürwortenden, haben vermutlich einen entsprechend geprägten Charakter. So geprägte Menschen haben eher ein höheres Sicherheitsbedürfnis und sich sehr wahrscheinlichen einen (vermeintlich) sicheren Job ausgesucht. Was fällt einem da ein? Ja genau, Beamtenlaufbahn und öffentlicher Dienst. Wir wissen alle welche Berufe das sind. Wollen wir wirklich das diese Personen dann halt einfach zuhause bleiben? Wird nicht funktionieren. Was also tun?

Ich kann an der Stelle nur für mich sprechen und klar sagen, ich komme an meine Grenzen. Ich möchte keinesfalls an COVID erkranken, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Ich gehöre keiner (bekannten) Risikogruppe an und mir ist durchaus klar, wie enorm gering mein persönliches Risiko ist, akut schwer zu erkranken. Langzeitfolgen mal unbeachtet, denn wer weiß das schon. Trotzdem ist das Coronavirus mein persönlicher Supergau. Mein Dachschaden ist da, war schon vorher da. Ich habe ausgeprägte Ängste. Zentrales Thema aller meiner Panikattacken ist das Gefühl keine Luft zu bekommen und Angst vorm ersticken. Jeder gewöhnliche Wald- und Wiesenschnupfen beschert mir durch die eingeschränkte Atmung eine Woche konstante Todesangst und die Notwendigkeit Beruhigungsmittel großzügig anzuwenden.

Ich habe genug Vorstellungsvermögen um eine Ahnung zu bekommen, was ein positiver Coronatest bei mir auslösen würde. Ich bin mir nicht sicher das ich diese Mordsparty meiner Panik allein in meiner Wohnung (weil Quarantäne) überhaupt geregelt bekäme oder nicht eine komplette Sedierung in einem klinischen Setting eher notwendig wäre. Und mal ganz abgesehen von der eigenen Panikerkrankung, parallel hätte ich zunächst zusätzlich die Angst zu bändigen, die eigenen Liebsten, mit womöglich deutlichem Risikoprofil, gegebenenfalls angesteckt zu haben, trotz aller Vorsicht und Abstand. Von Schuldgefühlen (wie berechtigt auch immer, denn vorhanden und fühlbar sind sie dann dennoch) falls tatsächlich in der Folge, im engeren Umfeld jemand schwer erkrankt, will ich gar nicht anfangen… ich habe auch Zweifel, ob ich mich psychisch davon je wieder erholen würde.

Und hier bin ich dann an dem Punkt, wo ich langsam nicht mehr kann. Es fühlt sich ausweglos, unbeeinflussbar und ohnmächtig in mir. Sofort springt mein Gehirn an der Stelle in den Traumamodus, sind doch die genannten Gefühle für mein Gehirn ganz klar in dem Themenbereich zu verorten. Mühsam orientiere ich mich dann wieder. Erkläre mir geduldig, dass wir nicht im damals sind. Das es jetzt um etwas anderes geht und das inzwischen seit vielen Monaten. Nur um anschließend wieder nach draußen in die Welt zu gehen und Alltag zu bewältigen ( der mit Dachschaden auch ohne Pandemie schon anstrengend ist).

Aber das kostet Kraft. Sehr, sehr viel Kraft. Und je mehr Kraft es schon gekostet hat, umso schwerer fällt es mir. Je schwerer es aber fällt, je mehr die Erschöpfung überhand nimmt, desto mehr Raum können die Ohnmachtsgefühle einnehmen… ein Teufelskreis.

Um es mal mit den Worten von Herrn Söder auszudrücken : Vielleicht bin auch ich sehr viel näher an meinem ganz persönlichen (psychischen) kompletten Shutdown als Ich denke?

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Ein halbes Leben Psychotherapie

Neulich musste ich darüber nachdenken, dass ich tatsächlich mehr Jahre meines Lebens mit wöchentlicher Psychotherapie verbracht habe, als ohne.

Ich bin unentschieden ob mich das traurig stimmt oder froh. Traurig, weil es nötig war/ ist oder froh, weil ich das Glück hatte, die Unterstützung so viele Jahre bekommen zu haben.

Nachdenklich machte mich auch die Frage, was es mir gebracht hat und wie es für mich vielleicht gelaufen wäre, hätte ich keinen Zugang zu Psychotherapie gehabt.

Die letzten fast 20 Jahre begleitet mich ein und derselbe Therapeut und was rückblickend tatsächlich am meisten geholfen hat, war diese Kontinuität. Es waren nicht spezielle Techniken oder besondere „Durchbrüche“ in der Therapie. Keine Schlüsselerlebnisse. Was mich uns hat wachsen lassen, war der Mensch (Therapeut) der unerschütterlich an unserer Seite war. Jeden Weg mitgegangen ist und oft nichts weiter getan hat, als da zu sein und uns wohlgesonnen zu sein. Klingt banal, ist es aber nicht.

Um ein Beispiel zu nennen, was uns sehr deutlich in Erinnerung geblieben ist. Eine Kleinigkeit. Beim Wechsel zu einer neuen Arbeitsstelle, (den wir wirklich sehr fürchteten und Angst hatten, dass nicht zu bewältigen, schlussendlich in der Erwerbsminderung zu landen) hatten wir am Morgen des 1. Arbeitstages eine Mail in der nur stand, er wünsche uns einen guten Start am Neuen Arbeitsort. Dieser eine Satz hat uns so sehr geholfen! Wir haben uns in unserer Angst wahrgenommen gefühlt und gleichzeitig bestärkt darin uns weiter durchzukämpfen. Das ist das „da sein und mitgehen“ das ich meinte. Mehr braucht es oft nicht.

Klar. Eigentlich ist das etwas, dass Eltern für ihre Kinder tun. Ich habe solche Eltern nicht. Umso mehr weiß ich es zu schätzen.

In all den Jahren hat sich die Art der Therapie auch verändert. Heute ist es oft so das es sich wirklich anfühlt als Besuche man seine Eltern einmal die Woche und berichtet von seinem Leben. Hier und da bekommt man einen Ratschlag, oft geht es aber um tausend alltägliche Themen, Smalltalk, wie der Urlaub war. Politische Themen oder Fragen der gesetzlichen Krankenversicherung. Heute sind es meist nicht mehr so tief erschütternde Erinnerungen, Gefühlslagen, Problematiken, die früher den Hauptteil der Therapie ausmachten.

Unser Leben ist heute sehr viel ruhiger. Weniger Katastrophen. Keine äußere Gewalt mehr. Wie sagt man so schön: Heute fühlen wir uns sehr viel mehr getragen von unserem Leben. Die Beine sind nicht mehr so wackelig, die Angst nicht mehr immerzu so vernichtend und auch viele von den Auch-Ich’s sind erwachsener geworden.

Wir haben beruflich einen „Raum“ gefunden, den wir mit unseren Beeinträchtigungen bewältigen können. Die sehr wütenden Auch-Ichs sind unheimlich gut darin, diesen Raum auch zu bewahren und zu schützen. Vor 20 Jahren undenkbar, aber heute sitzen sie sachlich den Vorgesetzten gegenüber und erklären was wir alles tun für eine Teilhabe am Arbeitsleben und das wir dementsprechend vom Arbeitgeber ebenfalls erwarten seiner Verantwortung, uns diese Teilhabe zu ermöglichen, gerecht zu werden.

Weiß man, wie diese Auch-Ichs eigentlich agiert haben und wie sie gelernt haben zu sein, dann weiß man, wie beeindruckend das ist. Noch heute werden sie vom Helfermenschen schnell als „Destruktive“ bezeichnet. Ich bin den wütenden Auch-Ich’s aber unsagbar dankbar. Denn sie haben die Energie, die oft nötig ist oder vielleicht besser nötig war, um nicht unterzugehen!

So haben die meisten von uns eine Aufgabe gefunden, die uns nutzt und nicht den Tätern. Oft war das kein wirklich bewusstes erarbeiten, sondern vieles hat sich einfach so ergeben oder es waren Entscheidungsprozesse, die nicht im Bewusstsein abgelaufen sind. Was gerade zur Anfangszeit, also bei erstmaliger Auseinandersetzung mit uns, der einzige gemeinsame Nennen war: „Wir werden nicht untergehen und die ganze Welt kann uns mal, wie wollen selbständig und finanziell unabhängig leben.“ zieht sich bis heute durch und war auch der Rahmen, in dem jedes Auch-Ich sich einbringen konnte und seinen Platz finden durfte.

Natürlich läuft das nicht so perfekt, wie es jetzt klingt. Der ein oder andere macht bis heute nicht mit. Noch immer gibt es Ausreißer in alle Richtungen aber eines ist geblieben und eint tatsächlich die Mehrheit: Frei und finanziell unabhängig leben.

Manchmal auch mit dem Zusatz: Koste es, was es wolle!

Traurig macht der Rückblick auf mein Leben allerdings auch. Wenn ich daran denke, wie unmöglich es mir mit 20 Jahren war, auch nur Brötchen beim Bäcker zu kaufen. Und der Grund. Man muss sagen „Ich hätte gerne Brötchen.“ nichts weiter. Nur in meinem Kopf bedeutete das, ich werde sterben! „Ich möchte Brötchen“ ist ein Bedürfnis das man laut ausspricht. Ein Bedürfnis aussprechen, selbst ein so banales hat mich vor Scham im Boden versinken lassen, außerdem war es verboten und zudem macht dich jedes, wirklich JEDES Bedürfnis das du preisgibst angreifbar. In meiner Welt wurde das sofort und vernichtend gegen dich verwendet…

Daran zu denken und wie sich das auf nahezu jede noch so kleine Alltagssituation ausgewirkt hat, macht mich heute fassungslos. Ich war unglaublich geschädigt. Mein Angst vor Menschen und Ihren Abgründen überwältigend. Ich kenne niemanden der fürchtet bzw. überzeugt ist die Bäckereifachverkäuferin wird sagen: „Nein! DU kriegst kein Brötchen! Was fällt dir eigentlich ein, eins zu verlangen!“ Und heute empfinde ich tiefes Mitgefühl und riesige Traurigkeit darüber, wie lange ich so gelebt und gefühlt habe und wieviel Lebensjahre draufgegangen sind und wieviel Therapieschmerz es erfordert hat, heute ohne nachzudenken kurz beim Bäcker ein Brötchen zu kaufen.

Auch hier sind wir heute versöhnlicher. Das sind nunmal die Karten, die das Leben an uns verteilt hat und wir fühlen eine Gewissheit, dass wir mit dem Blatt das wir auf der Hand haben, dass bestmögliche aus dem Spiel machen werden. wir haben die Karten nie hingeschmissen oder sind daran völlig verzweifelt. Ja es war ungerecht und das ist es noch heute aber da höre ich die wütenden Auch-Ich’s auch wieder laut werden und Energie bereit stellen „Scheiss drauf! Die Welt kann uns mal!“

Was eigentlich bedeutet, wir werden immer versuchen, soviel „normales“ Leben zu erleben, wie es geht. So viel schönes und lebenswertes zu erleben, wie es uns möglich ist. WIR WOLLEN LEBEN und ERLEBEN, dass wollten wir immer. Das Gefühl, da muss es noch mehr geben und das Leben ist uns noch was schuldig hat uns vieles durchhalten lassen.

In diesem Sinne:

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Alltagsdramen

Manchmal bin ich genervt von mir, der Welt, dem Leben und genervt davon, dass sich so vieles im Alltag gleich wie „es geht um Leben und Tod!“ anfühlt.

Die Hitze der vergangenen Wochen veranlasste meinen Kühlschrank dazu mir mitzuteilen „Ich mach das nicht mehr mit! Dachgeschosswohnung ist mir zu heiss!“ und anschließend stellte er seinen Dienst ein. Mein erster Reflex war mich heulend vor den Kühlschrank zu schmeißen und zu warten, dass ich auch den Geist aufgebe.

Der Gedanke einen neuen auszusuchen, mich zu fragen, wo will ich den kaufen? Im stationären Handel? Online? Wer liefert überhaupt bis in die Wohnung? Wann ist es möglich eine Lieferung entgegen zu nehmen. Den einfach einen Tag frei nehmen, ist so einfach nicht möglich.Von all dem fühlte ich mich maßlos überfordert.

Lag der zweite Gedanke nahe: Ach, man kann auch hervorragend ohne Kühlschrank auskommen!

Das allerdings führte das ein oder andere Auch-Ich geradewegs in noch größere Verzweigung. Weil es jämmerlich ist kein Kühlmöglichkeit zu haben. Weil es eben nicht hervorragend geht, keine frischen Lebensmittel lagern zu können und zu guter Letzt noch, wie gemein ist es, sich selbst so zu behandeln? So im Sinne von „ schau wie du klar kommst. Leb damit, wie es jetzt ist.“

Abgesehen davon hat eine Woche kühlschrankloses Leben gezeigt, dass es deprimierend ist, trockenes Brot als Frühstück mit zur Arbeit zu nehmen, schwarzer Kaffe scheiße schmeckt und Haferflocken mit Wasser zubereitet auch nicht glücklich machen. Sich auf dem Weg ein belegtes Brötchen kaufen fiel ebenfalls aufgrund innerer Regeln und Zwänge unter „Nicht erlaubt!“.

Ich bin ehrlich, ich habe das Kühlschrankproblem aus purer Überforderung wegignoriert. So hat sich ein anderes Auch-Ich gezwungen gesehen zu handeln. Der Kühlschrank wurde online bestellt, geliefert wird heute, bis an den Aufstellungsort.

Das ganze Innere Drama also eigentlich unnötig…

Trotzdem reicht es noch nicht für Beruhigung, denn in den Bewertungen stand mehrmals, die Spedition habe sich geweigert die Ware hoch zu tragen.

Nun warte ich also ängstlich auf die Lieferung und male mir aus, wie ich am Ende mit dem Kühlschrank heulend auf der Straße stehe…

Während andere im Kopf schon Pläne haben, wie sie die (mit Sicherheit männlichen) Speditionsmitarbeiter ganz sicher dazu bringen, die Ware ins Haus zu tragen. Ziemlich abgestoßen von diesen Plänen und traurig darüber, welche Problemlösung meinem Gehirn scheinbar die nächste ist, warte ich also weiter.

Warte und merke das ich vor Anspannung schon Drehschwindel habe. Die Panikattacke dicht unter der Oberfläche lauert und ich schon wieder kurz davor bin, mich schluchzend auf den Boden zu werfen.

Und das alles wegen einem Kühlschrank!

Alltagsdramen…

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Vom Scheitern oder von Selbstfürsorge

Ich hab mich noch nicht entschieden wie ich mich heute beurteile oder aber verurteile…

Es fängt an mit einem abgebrochenen Zahn. Ich hasse Zahnarztbesuche! Nicht, weil mir die Behandlung Angst macht. Ist mir alles gleichgültig. Meinetwegen auch gerne mit zehn Spritzen, alles egal. Was mich panisch macht, ist die körperliche Nähe. Und was es noch schlimmer macht, ist die liegende Position mit geöffnetem Mund. Je nach dem welcher Zahn behandelt wird, auch noch mit einer „Vorrichtung“ die ein Schließen des Mundes unmöglich macht. Schon beim Schreiben rollen die Erinnerungen ins Bewusstsein… Nichts anderes auf der Welt bringt mich so nah an den nervlichen Zusammenbruch. An eine Überschwemmung mit alten Bildern und Gefühlen.

Es ist jedes Mal eine enorme Kraftanstrengung mich und uns nicht in diesem Strudel verschwinden zu lassen. Nicht zuzulassen, dass die Welle mich mitreißt…. grauenhaft.

Todesmutig hatte ich heute dennoch einen Termin beim Zahnarzt. Dummerweise habe ich im Ansatz nicht daran gedacht, dass dieser Kampf gegen die Panik durch das Tragen von Mundschutz im Wartebereich zur Katastrophe werden könnte. Grundsätzlich finde ich Mundschutz nicht angenehm,wer tut das schon, aber es macht mir keine wirklichen Probleme.

Tja. Heute war es anders. Schon nach fünf Minuten im Wartezimmer war ich kurz vorm durchdrehen. Ich bekam keine Luft mehr, mir tropfte der Schweiß von der Stirn und alles was ich noch denken konnte war, ich will raus und mir das Ding vom Gesicht reißen!

Eine Weile war ich noch gewillt das jetzt gnadenlos durchzuziehen und den blöden Zahn behandeln zu lassen. Nach 15 Minuten warten entschied ich mich wieder zu gehen. Ich hatte schon soviel Energie verbraucht und an eine Behandlung ohne Kontrollverlust durch Erschöpfung war nicht mehr zu denken.

Unter Aufbietung allerletzter Selbstbeherrschung sagte ich der Dame am Empfang das ich wieder gehe. Ich konnte klären das ich einen neuen Termin benötige und dann auch die Möglichkeit in einem Raum alleine und ohne Mundschutz zu warten. Relativ problemlos ließ sie sich darauf an. Ich vermute der Wahnsinn stand mir schon in den Augen 😂

Erhobenen Hauptes verließ ich die Praxis.

Kaum im Auto sitzend heulte ich Rotz und Wasser. Verfluchte die ganze Welt und hasste mein Leben, meine scheiss bescheuerte psychische Behinderung und die Ungerechtigkeit, dass es einfach niemals aufhört und ich immer wieder, für den Rest meines Lebens damit Ringe und hadere!! Ich fühlte mich jämmerlich! Wie erbärmlich es doch ist, weiter mit dem kaputten Zahn herumzulaufen. Ich tat mir selber leid 🙄

Inzwischen bin ich zuhause und kann schmunzelnd an das Drama denken… und stelle zumindest fest, dass es mich nicht (so wie früher) für Stunden und Tage in meinem Leid hat versumpfen lassen.

Morgen geht es also wieder zum Zahnarzt.

Ob ich mich nun als scheiss Verrückte beschimpfen werde oder mir neutral zugestehe eben eine enorm belastende Situation verlassen und eine andere akzeptable Lösung gefunden habe, bleibt noch offen..

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Demokratie ist nicht mein Ding?

Zur Zeit kommt man nicht umhin sich Gedanken über Freiheitsrechte, Demokratie und Corona zu machen. Ganz schnell denkt man sich dabei aber ziemlich schwindelig im Kopf und stolpert über die Widersprüche im eigenen Kopf.

Ja. Ich bin ein großer Freund von persönlicher Freiheit! Meine Lebensgeschichte hat in mir tiefe Spuren hinterlassen und ich reagiere auf alles, was sich nach Verletzung meiner Grenzen und meiner persönlichen Freiheit anfühlt.

Gerne nehme ich die ein oder andere gesellschaftliche Regel oder Parkscheibenregeln 😉 auch nicht ganz so genau, allerdings nehme ich dann auch Sanktionen klaglos in Kauf, weil ich mich so entschieden habe. Auch das empfinde ich als meine persönliche Freiheit. Ich lebe in einem Land, in dem ich Ordnungswidrigkeiten begehen kann, solange ich die Strafe zahle. Das ist ok für mich, denn gefühlt habe ich immer noch eine Wahl. ich kann abwägen welchen Preis ich zu zahlen bereit bin und ob es mir das wert ist.

Beim Thema Corona war und wird meine Haltung durch die Masse an Informationen, ständig neue politische Haltungen und Entscheidungen aber häufig verwirrt. Zwischendurch war ich von mir selbst enorm erschrocken und habe mir unterstellt, dass Demokratie wohl nicht mein Ding ist. Meinungsfreiheit ist schön, aber ich stelle fest, dass ich so manche Meinungsäußerung so langsam mal satt habe und wäre ich politischer Entscheider… ja, dass wäre nicht gut.

Mir gehen z.B. Demonstranten die in Massen auflaufen, ohne Abstand und Einhaltung sonstiger Corona-Regelungen ganz gehörig auf den Keks. Ich schaffe es nicht, ihnen Meinungsfreiheit und ein Recht auf Demonstrationen zuzugestehen. Ich bin an dieser Stelle ganz klar für Sanktionen. Ihr wollt demonstrieren ohne Abstandsregeln? Alles klar. Dürft ihr, die Konsequenz ist: Name und Adresse bitte. Wenn du an COVID-19 erkrankst, bist du für diese eine Krankheit nicht krankenversichert und trägst die Kosten selbst. Du möchtest nicht deine gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, dann kann die Gesamtgesellschaft auch nicht die Kosten deiner Behandlung übernehmen.

Das ist nur ein Beispiel von den Vielen eher extremen Haltungen, die ich derzeit in mir wahrnehme und fühle. Inzwischen glaube ich aber nicht mehr, dass Demokratie grundsätzlich nicht mein Ding ist. Mein Verständnis von Demokratie ist einfach etwas restriktiver:

In einer Demokratie grenzt mein persönliches Freiheitsrecht an dem Punkt, wo ich anderen schade!

Ich kämpfe jeden Tag mit den Auswirkungen, die es auf mich hatte, dass die Gesamtgesellschaft mich vor Gewalterlebnissen nicht schützen konnte. Ich persönlich nehme daher meine persönliche Verantwortung, neben meiner persönlichen Freiheit, sehr ernst und ich erwarte von meinen Mitmenschen das Gleiche.

Jetzt muss ich lachen, weil in meinem Kopf Worte auf die Goldwaage gelegt werden und ich ein netten Kommentar zu meinem letzten Satz bekam: Nö, von anderen Menschen erwarte ich schon lange nichts mehr. Man kann nix erwarten. Änder das um in „Ich verlange“

Also in diesem Sinne: Ich verlange von den Menschen, dass sie (ganz im Rahmen ihrer Möglichkeiten) ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Punkt.

Auch mir sind manche der aktuellen Regeln zuwider. Auf anderes hab ich keine Lust und Mundschutz finde ich auch doof. Einen verantwortungsvollen Weg kann man aber immer finden. Ich muss z.B. auch jetzt weiter im Großraumbüro arbeiten. Mundschutz 10 Stunden am Tag kommt nicht in Frage (wird auch nicht von uns verlangt), bedeutet aber für mich, dass ich null Kontakte außerhalb der Arbeit habe. Ich kaufe auch kontaktlos beim Onlinesupermarkt ein. So schleppe ich bei der Arbeit garantiert nichts ein und wenn ich es rausschleppe, dann endet die Infektionskette bei mir. Schön ist die völlige private Kontaktlosigkeit nicht, aber es ist doch nicht für immer.

Einschränkungen und Unannehmlichkeiten sind für einen begrenzten Zeitraum. Es hört wieder auf und ich bin froh das so klar bewusst zu haben und auch zu fühlen. Es ist nicht wie im Damals, wo es sich unendlich anfühlte. Es ist nicht das Damals.

Es wird nicht ewig dauern.

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